[Rezension] Selfies | Jussi Adler-Olsen

Samstag, 29. April 2017

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Seiten: 573
Verlag: dtv
Ersterscheinung: 10. März 2017
ISBN: 9783423281072
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: [A] 23,70 €  |  [D] 23,00 €
Originaltitel: Selfies 
Genre: Thriller
Wissenswertes: Band # 7 der Carl Mørck - Reihe

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Mein Lesezeitraum: 19. März - 18. April 2017 (31 Tage)




Der Klappentext
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In einem Park in Kopenhagen wird eine alte Frau ermordet aufgefunden. Fast zeitgleich begibt sich ein durchgedrehter Autofahrer auf die tödliche Jagd nach jungen Frauen. Irgendwo da draußen, so hat es den Anschein, werden weitere perfide Morde geplant. Steht all dies womöglich im Zusammenhang mit einem lange zurückliegenden und noch immer unaufgeklärten Verbrechen?

Das Management des Polizeipräsidiums in Kopenhagen ist höchst unzufrieden mit der Aufklärungsrate des Sonderdezernat Q. Ausgerechnet Rose soll nun das Ruder herumreißen - doch Rose ist in ihrem aktuellen Zustand weit davon entfernt, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Die Wurzeln ihrer desaströsen Verfassung liegen in einem dunklen Kapitel ihrer Vergangenheit: »Zu dem tiefsten inneren Raum in ihrem Dunkel bekamen sie keinen Zutritt, dieser Raum gehörte ihr. Ihr allein.«

Carl, Assad und Gordon stehen vor ihrer bislang größten Herausforderung, und dass Rose ihren eigenen Kampf kämpft, ist für alle schwer erträglich. Doch Scheitern ist keine Option. Es muss ihnen einfach gelingen, diese schrecklichen Verbrechen in Kopenhagen zu stoppen.


Der Erste Satz
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Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in dem nassen Laub herumstapfte, aber ihre nackten Arme waren eiskalt.


Meine  Meinung
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Überflüssige Menschen?

Selfies, der 7. Fall für Carl Mørck und sein Team vom Sonderdezernat Q (Assad, Rose und Gordon), hat mich, um ehrlich zu sein, nicht komplett von den Socken gehauen.
Der Autor hat in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt, dass er ein Händchen bei der Kreierung absonderlicher Charaktere und kranker Persönlichkeiten hat. Auch in vorliegendem Buch hat er diesbezüglich wieder ganze Arbeit geleistet. Denn nicht nur einmal habe ich mich gefragt: »Sind denn hier alle des Wahnsinns?« Besonders die Buchfiguren, die ausschließlich in diesem Band auftauchen, haben alle (mehr oder weniger) einen an der Waffel. - In meinen Augen ein wenig zu viel der Wahnsinnigen ...

Zum einen gibt es hier die Sozialarbeiterin Anneli, die normalerweise die Wohlanständigkeit in Person ist, sich andererseits aber auch einen irren Plan zur "Reinigung" der Gesellschaft ausgedacht hat, den sie nicht müde ist, in die Tat umzusetzen. Schließlich hat sie ja auch nicht mehr viel zu verlieren - mit ihrer Krebserkrankung ... - Erinnert hat mich ihr Vorhaben ganz stark an das Horror-Buch Population Zero von Wrath James White. Die Idee ist gut und schafft Aufmerksamkeit - keine Frage - ich fand lediglich die Umsetzung bzw. die Herangehensweise, die die Täterin gewählt hat, um ihre Opfer um die Ecke zu bringen, etwas fad. Da hat sich Adler-Olsen wohl ein bisschen zu sehr ein Beispiel am Tathergang von Band 6 (Verheissung) genommen ... Schade.

Was zum Teufel bedeuten ein paar Morde an Sozialschmarotzern verglichen mit dem Mord am Ruf einer ganzen Nation!
(S. 149)

Ganz zu Beginn des Buches lernen wir eine Großmutter kennen, die ebenfalls alles andere als gutmütig ist. Omis kennt man in der Regel ja nur als herzengute Wesen, die ihren Enkeln jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Das großmütterliche Wesen in Selfies ist hingegen eine Dame, die sich eher mit einer Giftspritze vergleichen lässt. - Einfach eine provokante, abwertende und erniedrigende Person, mit der man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Dass die Alte wegen ihren Charakterzügen (durch Nachhilfe) schon bald das Zeitliche segnet, war (für mich) schon beinahe zu erwarten gewesen.
Von den anderen eigensinnigen Gestalten in diesem Fall möchte ich gar nicht erst beginnen, das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen.

Warum ich hier so offen über ein paar der Charaktere schreibe? Weil ich eben finde, dass der Fokus im Buch sehr stark auf den einzelnen Protagonisten liegt und ich das gerne verdeutlichen möchte. Also, der 7. Band wird, wie auch seine Vorgänger, aus mehreren Sichtweisen erzählt. Ich hoffe, ich habe jetzt niemanden vergessen, aber ich denke, dass sind alle Buchfiguren, aus deren Sicht man abwechselnd lesen kann: Carl, Rose, die Sozialarbeiterin Anneli und Denise, eine ihrer Klientinnen.

Anders als in anderen Thrillern oder Krimis, ist hier von Anfang klar, wer aller eine gestörte Persönlichkeit aufweist bzw. wer es aufs Morden abgesehen hat. Wir begleiten den Täter ja sogar bei seinen Handlungen, haben Einblick in seine Gedankenwelt und können so außerdem ein wenig verstehen, warum er auf diese Art versucht, seine Angelegenheiten zu regeln. Wir schlüpfen also quasi direkt in seine kranke Rolle. - Manchen gefällt das, manchen nicht. Ist Geschmackssache. Ich finde, das und das hat seine Vor- und Nachteile. Auf diese Weise war es vielleicht nicht ganz so spannend, wie ich mir das für ein Buch, das als Thriller ausgewiesen wird, wünschen würde.

»Das ist wie bei den Kamelen. Keiner hat die leiseste Ahnung, warum sie tun, was sie tun.«
»Ich weiß nicht, ob mir der Vergleich gefällt, Assad
»Das liegt daran, dass du Kamele nicht genügend respektierst, Carl. Dabei sind sie es, die uns Menschen heil durch die Wüste bringen, vergiss das nicht.«
(S. 146)

Unser guter Assad, der mit seinen häufigen Wortverdrehern oder Aussagen (über Kamele), vor allem in den vorherigen Bänden, für den starken Gebrauch der Lachmuskeln gesorgt hat, war mir im 7. Band leider etwas zu unwitzig bzw. war seine Witzigkeit nicht ganz so stark ausgeprägt wie sonst immer.

DER "MORD" AN ROSES PERSONLICHKEIT

Und zum Schluss möchte ich gerne noch kurz etwas zu Rose sagen. Auf der Buchrückseite steht, dass Roses Geheimnis dunkler ist, als alles, was das Sonderdezernat Q bislang erlebt hat. - Klar, so eine Aussage macht natürlich wahnsinnig neugierig, aber man erwartet dadurch eben auch viel ... das meiner Ansicht nach nicht ganz erfüllt wird. Dass mit Rose "etwas nicht stimmt" weiß man ja schon aus den vorherigen Bänden. In Selfies werden wir über ihre Eigenartigkeit nun endlich (nach und nach) aufgeklärt und können diese auch verstehen. Soooo dunkel, wie man das erwarten würde, finde ich Roses "Geheimnis" allerdings nicht. Ein bisschen übertrieben finde ich den Satz auf der Buchrückseite also schon.

Alles in allem war ich zufrieden mit dem neuen Sonderdezernat Q - Band. Spannung war ausreichend vorhanden, hätte für meinen Geschmack jedoch ruhig noch mehr sein können. Die wahnsinnigen Buchfiguren waren mir einen Ticken zu viel, ansonsten bin ich mit der Charakterskizzierung mehr als glücklich gewesen. Adler-Olsen hat es echt drauf, was die Besonderheiten und den Wiedererkennungswert seiner Protagonisten betrifft. Die Idee/der Grundgedanke des Buches und die verschiedenen Baustellen, die nach und nach ein gemeinsames Bild ergeben, fand ich ebenfalls großartig. Nur die Umsetzung, wie oben schon erwähnt, fand ich ein wenig einfallslos, da es diesbezüglich Ähnlichkeiten zum 6. Band gibt.


Persönliche Bewertung
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Der Buchtrailer
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Weitere Buchzitate
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~ »Krieg ist kein Spiel, Dorrit. Man tötet seine Feinde, damit man nicht selbst getötet wird, verstehst du?« ~ 
(S. 12)

~ Woher hätte sie auch wissen sollen, was für einen Kick es einem gab, wenn man sich zum Richter 
über Leben und Tod aufschwang? Das war vermutlich wie unverhoffter hemmungsloser Sex. ~  
(S. 147)

~ Niemand durfte in das Zuhause eines anderen Menschen eindringen 
und festlegen, was normal war und wie man zu wohnen hatte. ~  
(S. 283)

~ Es gab viele Arten, das Selbstwertgefühl eines Kindes zu 
zerstören, aber nicht eine einzige Rechtfertigung dafür, nicht eine. ~ 
(S. 354)



Der Autor
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© Gunter Glücklich

Jussi Adler-Olsen wurde 1950 in Kopenhagen geboren. Mit seiner Thriller-Serie um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q und seinen Romanen »Das Alphabethaus«, »Das Washington-Dekret« und »Takeover« stürmt er die internationalen Bestsellerlisten. Seine preisgekrönten Bücher erscheinen in über 40 Ländern und werden mehrfach verfilmt.






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Die Buchreihe
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Band 1
Band 2
Band 3
Band 4
Band 5
Band 6
Band 7



























4 Kommentare:

  1. Liebe Janine,
    Eine schöne Rezension hast du geschrieben. Besonders die Zitate, die du ausgewählt hast, gefallen mir sehr gut.
    Schön, dass dir das Buch gefallen hat. Ich war ja leider eher ein bisschen enttäuscht. Aber ich bin schon gespannt auf den nächsten Band.
    Liebe Grüße, Julia

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    1. Liebe Julia, danke für deinen Kommentar und dein Lob! :) Ich war ja auch nicht gänzlich vom 7. Band begeistert. Ich fand, dass Jussi es bei seinen Vorgängern irgendwie besser hinbekommen hat. Deswegen freue auch ich mich bereits auf Band 8. Da geht es dann vielleicht mehr um Assads Geheimnisse und um seine Vergangenheit? Jedenfalls denke ich, dass vor 2018 nichts geschehen wird, was die Veröffentlichung des neuen Bandes befrifft ... ;)

      Alles Liebe dir ♥,
      Janine

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  2. Hi Janine,

    super Rezension und seine Kritikpunkte kann ich sehr gut nachvollziehen.
    Ich war vom letzten Band ziemlich enttäuscht und Sei dies habe ich dieses mal wieder verschlungen, deshalb gab es die volle Punktzahl. Finde es aber interessant, dass bei diesem Band die Meinungen sehr stark auseinander gehen.

    Viele Grüße und Danke nochmal für die Verlinkung,
    Christian

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    1. Lieber Christian,
      dankeschön! :) Den letzten Band habe ich ja bereits vor allen anderen Bänden gelesen und damals für sehr gut befunden - das war ja auch der Grund, weswegen ich mir die Vorbände unbedingt reinziehen wollte. ;) Ich suche mir ja häufig die unterschiedlichsten Meinungen zu einem Buch heraus, die ich dann in meine Rezi miteinfügen kann. Ich habe bei meiner Suche aber tatsächlich festgestellt, dass die meisten Rezensenten 4 Sterne vergeben haben.

      Alles Liebe ♥ und danke dir, dass ich dich verlinken durfte. :)
      Janine

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