[Rezension] Minnesota Winter | Elli H. Radinger

Mittwoch, 15. März 2017


Seiten: 300
Verlag: Rütten & Loening
Ersterscheinung: 9. September 2013
ISBN: 9783352008672
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: [A] 19,60 €  |  [D] 18,99 €
Untertitel: Eine Liebe in der Wildnis
Genre: Autobiografischer Roman

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Reinlesen? - Leseprobe

Mein Lesezeitraum: 20. Jän. - 7. März 2017 (47 Tage)




Der Klappentext
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Was bringt eine Frau dazu, zu einem beinahe unbekannten Mann in die Wildnis von Minnesota zu ziehen und dort in einer Blockhütte mit ihm zu leben? Elli Radinger hat es getan. Verliebt und ohne an die Konsequenzen zu denken, folgt sie ihrem Herzen.
Sie lernt das Überleben bei minus 30 Grad, baut Kanus und geht mit ihrem Traummann auf Entdeckungsreise durch ein unbekanntes Amerika. Aber das Leben in der Wildnis ist hart und hinterlässt bald schon tiefe Risse im romantischen Lebenskonzept. Nach einem gewalttätigen Ausbruch von Greg nutzt Elli die Gelegenheit zur Flucht.
Spannend, humorvoll und emotional schildert Elli Radinger ihr Leben fern von den Annehmlichkeiten der Zivilisation.


Der Erste Satz
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Ich rannte durch den Wald.


Meine  Meinung
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Die Distanz zwischen Traum und Realität

Elli H. Radinger hat mit Minnesota Winter einen abenteuerlichen Liebes-Wildnis-Roman geschaffen, der auch gleichzeitig ihre Autobiografie darstellt. Die (damals) in Deutschland lebende Autorin beschreibt darin ihre Liebe zur Natur und den Tieren (allen voran den Wölfen) und wie sie es geschafft hat, sich ihren Traum vom Leben in der Wildnis, im Einklang mit der Natur, zu erfüllen. Dass das Ganze auch mit einer Menge Entbehrungen einhergehen würde, war ihr erst nicht derart bewusst. 

Wenn die Existenz auf die Basis reduziert wird, erlangen andere Dinge Bedeutung, und wir beginnen, uns selbst zu entdecken.
(S. 299) 

Manch einer hat ja manchmal diese Anwandlung, einfach seine Sachen zu packen, wegzugehen und mitten im nirgendwo in einer Waldhütte weit abseits der Gesellschaft, und ebenso weit entfernt von Straßen- und Menschenlärm, zu leben. Dass dieses Vorhaben nicht ausschließlich romantisch ist und so ein Leben mitunter sehr anstrengend werden kann, hat die Autorin am eigenen Leib erfahren müssen. In Ellis Fall kam nämlich ein Mann hinzu, der ihr die erste Zeit des Ausstiegs zwar noch erleichtert und sehr schön gemacht hat, aber im Laufe des weiteren Kennenlernens hat sich herausgestellt, dass ebenjener Mann ziemlich engstirnig, verurteilend, kontrollsüchtig und intolerant ist, worunter Elli, je mehr Zeit sie mit ihm verbracht hat, richtig gelitten hat. Aber nicht nur das, zum Ende hin hat ihr Wildnismann sogar seine gewaltbereite Seite gezeigt ...

Wenn ich mir vorstelle, kilometerweit von der nächsten Zivilisation entfernt zu sein und ich mich mit einem unberechenbaren Mann in einer kleinen Waldhütte aufhalten würde, ohne großartige bzw. schnelle Fluchtmöglichkeit, wird mir ganz mulmig zumute. Wie sich Elli in dieser Situation gefühlt hat, kann ich mir also denken - und das wird, wie ich finde, in diesem Buch auch hervorragend von ihr rübergebracht.


Ich glaube, der Verlust eines Traums, der Vorstellung, wie das Leben hätte sein können, ist stets wie ein kleiner Tod, den wir betrauern müssen, um danach wie Phoenix aus der Asche zu steigen und neu zu beginnen.
(S. 291)

Teilweise konnte ich die Autorin aber auch nicht verstehen. Ihr Wildnismann Greg kommt hierin nämlich abwechselnd lieb und dann wieder wie ein Monster oder wenigstens wie ein äußerst unguter/unangenehmer Zeitgenosse rüber, und ich hatte so den Eindruck als würden Gregs negative Seiten deutlich überwiegen, dennoch hat Elli ihm immer und immer wieder eine Chance gegeben. Ein bisschen hatte ich das Gefühl, als wäre sie masochistisch. Wer gibt sich denn noch länger mit einem Mann wie Greg, der sie so respektlos behandelt, ab? - Leben in der Wildnis hin oder her. Da wäre ich mir selbst viel zu wichtig, als dass ich das ignorieren oder drüber hinwegsehen könnte. Bei der allerersten schlechten Behandlung hätte ich schon meine Sachen gepackt und ihn verlassen. Sich so etwas auf Dauer gefallen zu lassen bzw. zu warten, bis der Mann komplett ausgereizt ist, das wäre mir nicht in den Sinn gekommen ...

Jedenfalls ist es wirklich spannend zu lesen gewesen, wie Elli das alles durchgestanden und überlebt hat, ohne Schaden davonzutragen. So ein Leben in der Einsamkeit und Stille der Wildnis hat schon was Reizvolles, das muss auch ich gestehen, aber dass das auch Schattenseiten hat, muss man sich auch erst mal bewusst machen und eingestehen. Wer mit dem Gedanken spielt, auszusteigen, für den ist das Buch bestimmt was; für alle anderen, die Fans abenteuerlicher (realer) Geschichten sind, die sind mit Minnesota Winter wahrscheinlich ebenfalls gut beraten.


Persönliche Bewertung
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Der Buchtrailer
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Weitere Buchzitate
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~ »Unsere Liebe zur Wildnis ist mehr als ein Hunger nach dem, was außerhalb unseres Einflussbereiches 
liegt; sie ist ein Ausdruck der Loyalität zur Erde - der Erde, die uns hervorbringt und ernährt, die 
einzige Heimat, die wir kennen sollten, das einzige Paradies, das wir benötigen.« ~ (Edward Abbey)
(S. 5)

~ Ich glaube, dass wir alle in uns einen Traum haben, der unsere Bestimmung ist, und dass wir im Leben immer 
wieder vor Entscheidungen gestellt werden, die uns helfen können, diesen Traum zu verwirklichen. ~  
(S. 15)

~ Ich glaube, dass das Leben für jeden von uns besondere Lektionen bereithält. ~ 
(S. 30)

~ Natur und Stille haben etwas Heilendes. ~ 
(S. 87)

~ So viele Menschen erfahren ihr Leben lang nicht, wie es ist, ohne 
menschlichen Lärm zu leben. Sie kennen nicht die Schönheit der Stille. ~ 
(S. 110)

~ Bücher waren meine Welt, in der ich mich verstanden fühlte. ~
(S. 116)

~ Man muss mit der Natur allein sein, um sie wirklich zu erleben. ~ 
(S. 167) 

~ Kein Schmerz dauert ewig. ~
(S. 233)

~ Es gehört Größe dazu, einen Fehler zuzugeben. ~ 
(S. 255)

~ Je weiter wir Menschen uns von der Natur entfernen, desto mehr neigen wir dazu, sie und ihre 
Bewohner misszuverstehen. Wir sehen niedliche Wildtiere und eine gütige und friedliche Natur. Die 
Realität aber ist, dass es auch im Paradies Gewalt und Tod gibt, die jedoch niemals sinnlos oder 
bedeutungslos sind. In der Entstehung des Lebens aus dem Tod liegt das eigentliche Wesen der Natur. ~
(S. 260)

~ Schlimmer, als einen Traum verloren zu haben, ist nur, ihn geträumt, aber ihn nie gelebt zu haben. ~ 
(S. 300)




Die Autorin
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© Alexandra Sinz

Elli H. Radinger, geb. 1951, absolvierte 1990 ein Ethologiepraktikum in Wolf Park und gründete gemeinsam mit Günther Bloch die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. Zahlreiche Publikationen zum Thema Wölfe. Einen Großteil des Jahres lebt und arbeitet die Wolfsexpertin im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark in Wyoming. Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Romane Wolfsküsse, Minnesota Winter und Der Wolf am Fenster. Eine Weihnachtsgeschichte vor.

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